12. Tag – viel zu tun, geschafft!

Wir beginnen den Tag ruhig im Krossfjord. Heute ist viel zu tun: der Käfig soll endmontiert und ausgesetzt werden – und Fische müssen markiert werden.

Der Auftriebsschlauch wird an den obeen Käfigring montiert, aufgeblasen und auf Dichtigkeit geprüft. Dann wird das Netz eingehangen, die seitlichen Käfige montiert und die Halteseile montiert. Die neu gespleisten Seil sind vorher mit dem Kran und einem Kraftmesser auf Tragfähigkeit geprüft worden – sehr beruhigend. Am Käfig wird noch ein CTD-Datenlogger montiert, der die Umweltbedingungen unter Wasser aufzeichnen wird.

Ich bei bei bei Gruppe, die unsere Polardorsche markiert. Sie bekommen dafür einen knapp reiskorngroßen RFID-Transponder mit einer individuellen Nummer eingesetzt – so, wie man es auch bei Haustieren macht. Erstmal werden sie narkotisiert, dann Länge, Standardlänge und Gewicht gemessen. Der Transponder mit der Nadel wird „ins Filet“ gesetzt. Wir arbeiten jeweils als 2er-Team: meine Kollegin macht alles mit dem Fisch, ich dokumentiere und bereite die Transponder vor.

Am Nachmittag holen wir mir dem Beiboot 2 Kollegen aus Ny Alesund ab, die beim Einsetzen des Käfigs dabei sein wollen. Später im Jahr werden sie sich um die ausgesetzten Fische kümmern.

Dann fahren wir auf Position: ein Bereich, wo es etwa 50m tief ist – und was am wichtigstens ist: flach. Es gab noch eine andere mögliche Einsatzstelle, aber da war es nach Erkundung mit dem Echolot zu steil. Der Käfig soll in 20m tiefe hängen und wird vom Grundgewicht (2 alten Eisenbahnrädern) in Position gehalten. Am Käfig ist eine Schwimmboje befestigt, die später durch ein akustisches Signal vom Schiff aus ausgelöst werden kann. Am Schwimmkörper hängt ein Seil, mit dem man dann die ganze Konstruktion aus dem Wasser heben kann (für die Zwischenuntersuchungen wird es nur an die Oberfläche gehoben, dann kann man das Netz von oben an einem Reißverschluß öffnen) – nach Ende des Versuchs darf nichts mehr im Fjord verbleiben. Das Absetzen des Käfigs ist eine längere Prozedur, und die Wissenschaftler halten sich bis auf unseren Fahrtleiter aus dem Gefahrenbereich heraus. Der Hauptkran setzt den Käfig neben dem Schiff ins Wasser, wo er wegen der Auftriebskörper schwimmt. Er wird mit Leinen gehalten. Mit dem seitlichen Ausleger wird das Grundgewicht abgelassen – dazu ist ein Absetzseil montiert, was über einen akustisch gesteuerten Releaser getrennt werden kann. Das Wetter hat inzwischen auf Nieselregeln umgeschaltet, recht ungemütlich bei 7°C. Immer wieder ziehen Eisbrocken vorbei. Das Grundgewicht verschwindet langsam in der Tiefe, dann wird der Käfig mitgezogen. Als keine Spannung mehr auf dem Absetzseil ist, wird der Releaser ausgelöst und kann zusammen mit dem Seil wieder hochgeholt werden. Die Position wird auf der Karte markiert. Als Sahnehäubchen wollen wir den Käfig im Echolot sehen, was aber trotz einigem Hin- und Hermanövrieren nicht gelingt, da der Messstrahl des Echolot recht schmal ist und wir den Käfig ganz genau hätten erwischen müssen. Letztlich egal – der Käfig ist installiert.

Am Abend feiern wir diesen wichtigen Erfolg mit Musik, Getränken, Süßigkeiten und improvisierter Partybeleuchtung.

BETRIEBSARZT: Habe über die Gefahren des Recapping der Nadeln für das Taggen aufgeklärt und Vorschläge für Arbeitsabläufe mit weniger Risiko gemacht. PS: manchmal erstaunlich, wie man in der eigenen Blase lebt: im Gesundheitswesen weiß wirklich jeder um die Gefahren des Recapping – für die Wissenschaftler war es ein völliges Novum.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: