Ny-Alesund – more science hands-on

Trotz meiner schlechten Erfahrungen auf See wage ich es nochmal: es steht eine Fahrt mit der TEISTEN an, einem kleinen Motorboot, dass für unterschiedliche Einsätze ausgerüstet ist. Ich „dope“ mich vorsichtshalber mit Pflaster und Tabletten, aber das Meer im Fjord ist glatt und es schaukelt wenig. Ausserdem bin ich draussen und tue was. Wir sind zu dritt + Kapitän. Das Material wird in Kisten aufgeladen und dann geht es raus auf den Fjord. Erste Aufgabe: Umwelt-DNA aus dem Wasser sammeln. Dazu wird Seewasser durch einen speziellen Filter gepumpt, von dem sie später im Labor wieder extrahiert und analysiert werden kann. Etwas fummeliger Aufbau, aber es  läuft. Dann sind Wasserproben dran: Auf Heincke hatten wir da die Winde und den Rosettensammler an der CTD, hier die Basisvariante: die Sammelflasche wird am Seil mit zwei Flügelschrauben befestigt, der Kapitän gebeten es mit der Winde am Bordkran auf die passende Tiefe zu fahren, dann wird ein Gewicht ans Seil geklippt und losgelassen. Es läuft am Seil nach unten und löst einen Mechanismus aus, der die Flasche schließt – man fühlt einen kleinen Ruck am Seil. Dann geht es wieder hoch. Dann eine ist eine Art Lichtmessung dran. Der Versuchsaufbau ist so aufwändig und unpraktisch, dass man Zweifel haben muss, ob die Planer der Messung diese jemand selber auf einem kleinen Boot durchgeführt haben. Der mitgeliefert Laptop hat Batterie, der Messadapter braucht aber Netzstrom (offenbar nicht für den mobilen Einsatz konstruiert). Deswegen wird erstmal der extra mitgeführte Dieselgenerator an Deck angeworfen. Irgendwann läuft alles und dann muss das Messgerät ins Wasser. Das stabile Seil hat Meter-Markierungen, das ist praktisch – abe das empfindliche Datenkabel ist nur locker mit Kabelbindern befestigt. Das rutsch hin-und her – und es verhindert, dass Kran oder Winde genutzt werden können. Letztlich hält es eine Person am langen Arm über die Bordwand und eine Person zähmt die Seil-Kabel-Schlange. Rückfahrt mit Vollgas, dann das Boot wieder leer räumen, aufs Auto, Material ins Lager, Proben ins Labor. Wir sind pünktlich zum Mittagessen – und ich bin froh, dass die Seekrankheit kein Problem war.

BETRIEBSARZT: Die Planung von Experimenten sollte auch eine systematische Analyse der Gefährdungen einschliessen, also eine Gefährdungsbeurteilung. Gerade für die Beurteilung körperlicher Belastungen gibt es erprobte Praxishilfen, wie die Leitmerkmalmethode.


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