Das letzte Mal Frühstück von unserem wunderbaren Koch. Ich fürchte schon um meine Resozialisierung in den Alltag zu Hause: da gibt es morgends kein Rührei, Speck, Pfannkuchen, Waffeln… jedenfalls nicht, wenn ich sie nicht selber zubereite. Dafür gibt es zu Hause meinen Lieblingstee (Darjeeling Earl Grey von der Teekampagne). Den – und andere Tees – würde ich das nächste Mal mitbringen.
Dann sauge und putze ich meine Kabine. Das als Antwort auf „Du gehst also auf Kreuzfahrt…“. Bei meiner einzigen Kreuzfahrt (auf dem Nil) wurde jeden Tag das Zimmer gemacht und aus dem Handtuch ein neues lustiges Tier geknotet. Das vermisse ich aber nicht.
Am Kai von Ny-Ålesund liegt noch das norwegische Patroulienboot „Jan Mayen“ das schon weg sein wollte. Wir fahren langsamer und langsamer. Schließlich können wir anlegen. Der Kai ist nicht so sehr lang.
Die Stationsleiterin holt uns netterweise mit dem Elektromobil ab. Zwei Kollegen steigen mit ab, werden aber noch eine Nacht auf Heincke verbringen um beim geplanten Befüllen der Käfige dabei zu sein. Aktuell herrscht Geschlechtertrennung: die Frauen im „Blauen Haus“, die Männer im „Rabot“. Gerade ist eine Gruppe abgefahren, so dass wir alleine im Doppelzimmer sind. Ambiente und Komfort sind wie in einer rustikalen Jugendherrberge, die schon bessere Zeiten gesehen hat. Mehr zu den Einrichtungen des AWIPEV in einem separaten Beitrag.
Die Sonne scheint angenehm, so dass wir die Sicherheitsunterweisung mit der Stationsleiterin auf der Bank vor dem Blauen Haus machen. Das ist eine ganze Menge: Aktionsradius ohne Waffe (sehr klar sehr begrenzt), Verhalten bei Eisbärsichtung (alle Türen und Fahrzeuge offen zur Flucht; Watchman unter der 9 anrufen, einziger Grund ein Gebäude mit Schuhen zu betreten, sonst immer Schuhe ausziehen), Benutzung des Funkgerätes, Öffnungszeiten Infrastruktur und – sehr wichtig – Essenszeiten, Zeiten der Stationsleitung (auch hier ist die Jugendherbergs-Analogie passend: immer und für alles zuständig)…
Erstes Abendessen in Ny-Alesund bei bester Aussicht und mit internationaler Gemeinschaft. Hier kann ich mich als Teil der Polarforschergemeinschaft fühlen.
Heincke liegt noch am Kai und ich verbringe dort noch etwas Zeit bei einem Abschieds-Bier in netter Runde. Die Nacht dann in meinem neuen zu Hause – vor dem Fenster Besuch der Wildgänse, aber ich ziehe Rollo und Vorhänge zu, um trotz ständigem Sonnenschein Schlaf zu finden.